MEHRWERT DER EUROPÄISIERUNG

Bürgerwissenschaftliche Projekte können ihr volles Potenzial und ihren maximalen EU-Mehrwert nur dann entfalten, wenn sie auf transnationaler und europaweiter Ebene durchgeführt werden. Die europaweite Einführung der Plastikpiraten wird eine harmonisierte und standardisierte Probenahme in Flüssen in ganz Europa ermöglichen. Dies kann helfen, 

  • die vorhandene Datenbasis massiv zu erweitern,

  • das wissenschaftliche Verständnis und Wissen zu verbessern,

  • und so zur Entwicklung systematischer Lösungen für die Vermeidung, Verringerung und Beseitigung von Meeres- und Flussverschmutzungen, insbesondere durch Kunststoffe, beizutragen.

Forscher in ganz Europa werden auf offene und zugängliche Daten aus bestehenden europäischen Datenportalen zurückgreifen können, die sonst nicht zur Verfügung stehen würden.

HORIZON EUROPE EUROPAWEIT EINGEFÜHRT

Nach Ausweitung der deutschen Initiative auf Portugal und Slowenien infolge der TRIO-Ratspräsidentschaft 2020/2021, wird die Aktion seit 2022 mit Unterstützung der EU-Kommission auf ganz Europa ausgeweitet. Die Europäisierung der bürgerwissenschaftlichen Initiative wird aus dem Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission – Horizont Europa – finanziert. Darum finden von 2022 bis 2024 koordinierte und synchronisierte "Plastic Pirates"-Sammelaktionen in ganz Europa statt. Bereits im Herbst 2022 starten Belgien, Bulgarien, Griechenland, Italien, Litauen, Öster-reich, Slowenien, Spanien und Ungarn mit ersten Piraten-Missionen durch.
Wenn Sie Interesse haben, sich an der Initiative zu beteiligen, können Sie sich an den Koordinator der Aktion, den DLR Projektträger, wenden: plastic-pirates@dlr.de.

POLITISCHER HINTERGRUND

In der politischen Agenda des Europäischen Forschungsraums wurden die Plastikpiraten als Teil der EFR-Aktion "Bring Science closer to Citizens" für den Zeitraum 2022-2024 ausgewählt. Hier werden die Plastikpiraten einen Beitrag zu diesem Schwerpunktbereich leisten: Gemeinsame Bewältigung der Herausforderungen, die sich aus der zweifachen Transformationen, nämlich der grünen und der digitalen, ergeben, und stärkere Beteiligung der Gesellschaft im EFR. Bereits im Dezember 2020 forderte der Rat in seinen Schlussfolgerungen zum Neuen Europäischen Forschungsraum "die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, die Bürgerwissenschaftskampagne "Plastikpiraten" als EFR-Pilotaktion zur Förderung der "Interaktion" innerhalb des EFR weiterzuentwickeln und umzusetzen, um die Bürger, insbesondere die jungen Bürger, für die Auswirkungen und den Nutzen von F&I in ihrem täglichen Leben zu sensibilisieren sowie die Zusammenarbeit mit der vorgeschlagenen Mission für gesunde Ozeane, Meere, Küsten- und Binnengewässer zu fördern". 

Die Plastikpiraten werden dazu beitragen, die Ziele der Mission Restore our Ocean and Waters zu erreichen, insbesondere durch ihr Bestreben, die Verschmutzung der europäischen Meere und Gewässer zu verhindern und zu beseitigen, was als besondere Maßnahme im Umsetzungsplan enthalten ist. Die Initiative trägt auch zu den wichtigsten Zielen der europäischen Umweltpolitik bei, insbesondere zur Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, der Wasserrahmenrichtlinie und des Aktionsplans zur Bekämpfung der Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden. Schließlich wird die Kampagne auch als Vorzeigebeispiel für das Europäische Jahr der Jugend 2022 dienen. 

Die PlasticPirates EU-Aktion

Zwar gibt es bereits ein recht gutes Verständnis darüber, woher der Plastikmüll in bestimmten ausgewählten europäischen Regionen und Flusssystemen stammt, doch sind europaweite Forschungsdaten bisher nur bruchstückhaft oder gar nicht vorhanden. Durch die Anwendung des bürgerwissenschaftlichen Ansatzes zur Untersuchung der Bedeutung von Flüssen als Übertragungsweg für die Verschmutzung der Ozeane im Rahmen der laufenden bürgerwissenschaftlichen Initiative Plastic Pirates - Go Europe! wird es den Forschern möglich, die Quellen der Plastikverschmutzung und Maßnahmen zu deren Eindämmung zu ermitteln. Durch die Ausweitung der Initiative, die nun Flusssysteme und geografische Regionen in der gesamten EU umfasst, werden die Bürger in die Lage versetzt, Daten auf lokaler Ebene zu sammeln und auf diese Weise dazu beizutragen, die Forschungslücke auf europäischer Ebene zu schließen. Um es Jugendlichen und Schülern zu ermöglichen, die Vermüllung von Flüssen in Europa zu untersuchen, bietet die Initiative didaktisch aufbereitetes Unterrichtsmaterial an. Durch diesen Ansatz werden die Bürger einbezogen und befähigt, die Herausforderungen des grünen und digitalen Wandels zu bewältigen. Dies trägt zu einer wachsenden Beteiligung der Gesellschaft im Europäischen Forschungsraum bei.

Nach sechs Jahren erfolgreicher Umsetzung in Deutschland und seit 2020 auch in Portugal und Slowenien wird die Aktion "PlasticPiratesEU" die Aktivitäten der Initiative "Plastic Pirates - Go Europe!" auf weitere EU-Mitgliedstaaten ausweiten. Die Ausweitung fördert die EU-Kommission mit der internationalen Maßnahme "Europeanisation of the Plastic Pirates citizen science initiative" als Teil des Rahmenprogramms für Forschung und Innovation, Horizont Europa, im Bereich der Mission für Gesunde Ozeane, Meere, Küsten- und Binnengewässer. Die Maßnahme begann im Juni 2022 und hat eine Laufzeit von 30 Monaten. Die Ausweitung der Initiative wird wesentlich dazu beitragen, einen Überblick über die Plastikverschmutzung in und entlang der europäischen Flüsse zu erhalten. Dies wird Kinder und Jugendliche befähigen, einen Beitrag zum politischen Kernziel der Ocean Mission zu leisten, nämlich die Verschmutzung der europäischen Meere und Gewässer zu verhindern und zu beseitigen. Die Aktion kommt damit der Aufforderung des Rates "an die Kommission und die Mitgliedstaaten nach, die bürgerwissenschaftliche Kampagne 'Plastikpiraten' als Pilotaktion des EFR weiterzuentwickeln und umzusetzen, um die interne 'Interaktion' zu fördern.

Das übergeordnete Ziel dieser Aktion ist die Ausweitung der erfolgreichen Citizen-Science-Initiative "Plastic Pirates - Go Europe!" auf interessierte EU-Mitgliedstaaten und auf mit dem Horizont Europa-Programm assoziierte Länder. Dabei zielt die Aktion darauf ab, die Bürger und insbesondere junge Bürger in größeren Teilen Europas für die Auswirkungen und den Nutzen zu sensibilisieren, den Forschung und Innovation für ihr tägliches Leben haben können, die Kapazität zur Sammlung, Organisation und Überprüfung von Daten über die Verschmutzung durch Plastikmüll in und aus europäischen Flüssen, Küsten und Meeren zu erhöhen und Best-Practice-Modelle für die Verknüpfung von exzellenter Wissenschaft und bürgerschaftlichem Engagement zu testen, zu replizieren und zu verfeinern, um das Ziel der Ocean Mission zu erreichen, unsere Ozeane, Meere und Gewässer zu renaturieren und gleichzeitig die Überwachung der politischen Ziele der EU zu unterstützen.

Mit der Aktion sollen die folgenden Ziele erreicht werden:

Go Europe: Weiterentwicklung und Einführung der Plastic Pirates – Go Europe! Initiative in ganz Europa 

Die Aktion wird über das initiierende Ratsvorsitz-Trio 2020-2021 – Deutschland, Slovenien und Portugal – hinaus weitere MS/AC mobilisieren. Es wird dabei ein Ansatz verfolgt, der dezentralisierte und gleichzeitig koordinierte Probenahmekampagnen in der gesamten EU im Jahr 2022 sowie in den darauffolgenden Jahren 2023 und 2024 (während der gesamten 30-monatigen Aktion) mit Hilfe der interessierten MS/AC unterstützt. 

Go local: Unterstützung lokaler Partner und Einrichtung von Forschungszentren, um die Kapazität zur Überprüfung von (unvollkommenen) Daten und deren dezentraler Analyse zu erhöhen

Die Aktion wird die lokalen Partner der Plastikpiraten in den MS/AC, die sich der Initiative anschließen, unterstützen, so dass synchronisierte und eng koordinierte europäische Probenahmekampagnen mit jungen Bürgern, einschließlich begleitender Kommunikationsmaßnahmen, durchgeführt werden können. Die lokalen Partner werden die gesammelten Daten überprüfen und analysieren, um einen europaweit koordinierten Ansatz zu gewährleisten.

Go science: Unterstützung exzellenter Wissenschaft sowie der Umsetzung und Überwachung der politischen Ziele der EU

Durch die Verfolgung eines groß angelegten bürgerwissenschaftlichen Ansatzes produziert die Initiative große Mengen an länderübergreifenden Daten in harmonisierter und standardisierter Form. Die lokalen Partner werden diese Daten Forschern, Interessengruppen und politischen Entscheidungsträgern auf lokaler, nationaler und EU-Ebene zur Verfügung stellen. Dazu gehört auch die Unterstützung der Umsetzung und Überwachung zentraler politischer Ziele der EU, wie z.B. des Aktionsplans zur Bekämpfung der Verschmutzung von Wasser, Luft und Böden, der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie und der Wasserrahmenrichtlinie. Die Aktion wird zu einem besseren Verständnis der Plastikverschmutzung in europäischen Flüssen, Küstenbereichen und Meeren beitragen und als Vorbild für andere einschlägige Bürgerwissenschaft-Initiativen dienen, indem sie leicht zugängliche Daten über Plastikmüll im Meeres- und Süßwasserbereich erstellt und dabei standardisierte Ansätze für die Probenahme, Datenerfassung und -speicherung mit offenem Zugang zu den Daten gemäß den FAIR-Grundsätzen verwendet. Darüber hinaus wird die Aktion diese Daten mit bestehenden europäischen Datenportalen wie EMOD-Net verbinden und zur Entwicklung des European Digital Twin Ocean beitragen. 

Go society: Einbindung und Befähigung der Bürger, insbesondere der jungen Menschen, in ganz Europa

Die Aktion zielt darauf ab, die Bürger, insbesondere junge Menschen, über die Auswirkungen und den Nutzen von F&I in ihrem täglichen Leben zu informieren, um sie so für die Herausforderungen des grünen und digitalen Wandels zu sensibilisieren und zu befähigen, sowie um die gesellschaftliche Beteiligung am Europäischen Forschungsraum zu erhöhen. Auf diese Weise trägt die Aktion dazu bei, eine gesamteuropäische Bürgerbewegung zur Bekämpfung der Verschmutzung der Gewässer und der Meeresumwelt durch Plastikmüll aufzubauen.

Go beyond: Identifizierung von Best-Practice-Modellen und -Ansätzen für die Bürgerwissenschaft

Mit der Aktion sollen Ansätze und Methodik der Bürgerwissenschafts-Initiative weiter verfeinert werden. Dabei werden im Rahmen der Aktion nachahmungswürdige Best-Practice-Modelle für die Verknüpfung von exzellenter Wissenschaft und bürgerschaftlichem Engagement ermittelt, in diesem Fall mit dem Ziel der Mission, den natürlichen Zustand unsere Ozeane, Meere und Gewässer wiederherzustellen. Dazu gehört die Ausweitung des derzeitigen Schwerpunkts der Initiative auf Flüsse und Binnengewässer, um auch die Verschmutzung von Küsten und Meeren durch Plastikmüll besser bewerten zu können und gleichzeitig die Vergleichbarkeit und Qualität der im Rahmen der Initiative gewonnenen Daten sicherzustellen.. Im Rahmen der Aktion wird das Konzept der angewandten Bürgerwissenschaft im Hinblick auf Zielgruppe, Öffentlichkeitsarbeit, Hintergrundmaterial, Engagement und Nachbereitung mit den Teilnehmern überprüft und verfeinert. Letztlich zielt die Aktion darauf ab, ein breiteres Wissen über die Ausweitung von bürgerwissenschaftlichen Initiativen und die Einbindung von Bürgern durch die Bürgerwissenschaft zu erhalten.